Ein außerklinischer Herz-Kreislauf-Stillstand ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Eine Möglichkeit, die Überlebenschance bei einem solchen Notfall zu erhöhen, ist der frühe Einsatz eines Defibrillators. Tatsächlich werden diese aber nur in 2 bis 6 % der Fälle benutzt. In meiner Masterarbeit habe ich mich mit dieser Diskrepanz beschäftigt. Als Teil einer Lösung, damit AEDs häufiger zum Einsatz kommen, habe ich ein Konzept für eine Datenbank und eine App entwickelt.
Was sind AEDs…
Automatische Externe Defibrillatoren sind computergesteuerte Geräte. Sie werden bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand verwendet, um das Herz durch einen elektrischen Schock wieder in den normalen Sinusrhythmus zu bringen. Benutzer:innen benötigen nur minimales Vorwissen. Moderne Geräte weisen sie über eine Sprachsteuerung und Piktogramme an. Der AED misst die Herzfrequenz der betroffenen Person selbstständig und entscheidet, ob ein Schock abgegeben werden muss. Nutzende müssen dann nur noch auf einen Knopf drücken.
Zwei wichtige Bestandteile eines AEDs sind die Batterie und die Elektroden. Die Batterie stellt den Strom für den elektrischen Schock bereit. Solange der AED nicht benutzt wird, hält die Batterie mehrere Jahre. Die Elektroden werden bei einem Notfall auf der Brust der betroffenen Person angebracht. Sie müssen nach einem Einsatz ausgewechselt werden.
… und warum werden sie selten eingesetzt?
Die Gründe, warum AEDs selten bei außerklinischen Herz-Kreislauf-Stillständen eingesetzt werden, sind vielfältig. Das Ishikawa-Diagramm zeigt eine Übersicht der möglichen Gründe. Die Zusammenfassung lautet: fehlende Gesetzgebung, breit gestreute Verantwortung, fehlendes Wissen in der Bevölkerung und defekte AEDs.
Der Mensch
Ein AED muss von einem Menschen bedient werden. Daher ist dieser auch ein Grund, warum AEDs selten zum Einsatz kommen. Einigen Menschen fehlt das nötige Wissen in der Ersten-Hilfe. Sie wissen nicht, was ein AED ist oder wie er funktioniert. Dadurch kommen sie gar nicht erst in die Lage, bei einem außerklinischen Herz-Kreislauf-Stillstand zu helfen. Oft trauen sie sich auch nicht, einen AED einzusetzen, aus Angst, Schaden anzurichten. Zuletzt wissen viele Menschen nicht, wo sie einen AED finden können. Im Rahmen meiner Masterarbeit habe ich eine Umfrage durchgeführt. In dieser habe ich gefragt, wer weiß, wo sich der nächste AED im eigenen Umfeld (Arbeit, Schule, Universität, …) befindet. 60,8 % der 528 Teilnehmenden wussten das nicht.
Die Maschine
Eine Studie aus Dänemark hat untersucht, in welchem Zustand die AEDs in einem bestimmten Gebiet waren. Sie kam zu dem Ergebnis, dass 18 % der untersuchten Geräte nicht funktionsfähig waren. Die Batterie und die Elektroden (die Teile, die den elektrischen Schock übertragen) können mit der Zeit ablaufen. Ein AED ist dann nicht mehr einsatzfähig. Ein AED kann aber auch ganz plump durch Vandalismus beschädigt oder entfernt werden. Es kann also vorkommen, dass eine Person einen AED sucht und findet, dieser aber nicht funktioniert und deswegen nicht eingesetzt werden kann.
Das Management
Deutschland ist ein föderaler Bundesstaat. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dieses System eingeführt, um Macht-Konzentrationen zu vermeiden und demokratische Strukturen zu stärken. Das bedeutet konkret, dass sich der Bund mit den einzelnen Bundesländern in einigen Bereichen die Gesetzesmacht teilt. So auch beim Gesundheitswesen und dem Rettungsdienst. Die Verantwortung wird hier vom Bund, über die Bundesländer bis zuletzt auf die Landkreise verteilt. So entsteht ein Flickenteppich, der es schwierig macht, einheitliche und bundesweite Lösungen zu implementieren.
Speziell für AEDs gibt es sehr wenige Richtlinien und Gesetze. Die Installation wird nicht reguliert und beruht auf Eigenverantwortung. Auch gibt es kein einheitliches Register für AEDs und keine Registrierungspflicht. Dadurch gibt es keine belastbaren Zahlen zu AEDs. Es ist unklar, wie viele AEDs in Deutschland verteilt sind, wo sich diese befinden und in welchem Zustand sie sind.
Die aktuelle Situation in Deutschland
Gesetzgebung
AEDs werden als medizinische Geräte eingeordnet und unterliegen damit der Medizinprodukte-Betreiber-Verordnung und dem Medizinproduktegesetz. Für den Anwender entstehen hier keine Pflichten: Jede Person in Deutschland darf bei einem Notfall einen AED ohne vorherige Einweisung einsetzen.
Für die Besitzer von AEDs ergeben sich allerdings drei Vorschriften:
- Bevor das Gerät in Betrieb genommen werden darf, muss es von einer vom Hersteller autorisierten Person einer Funktionsprüfung unterzogen werden.
- Der Besitzer muss eine Ersteinweisung erhalten. Dafür kann der Besitzer auch eine andere Person auswählen. Sowohl die Funktionsprüfung als auch die Ersteinweisung müssen im Medizinproduktebuch dokumentiert werden.
- Der AED muss spätestens alle zwei Jahre zur sicherheitstechnischen Kontrolle (STK). Dort wird der AED überprüft und beispielsweise die Elektroden oder die Batterie ausgewechselt. Die STK muss von einer qualifizierten Person, oftmals der Hersteller, durchgeführt werden.
Bestehende Projekte
Projekt | Beschreibung | Lob | Kritik |
---|---|---|---|
Herzsicher | Herzsicher ist eine Initiative der Björn Steiger Stiftung und der Deutschen Herzstiftung. Das Projekt arbeitet mit Landkreisen und Städten zusammen, um neue AEDs zu installieren. | Es wird viel für die Aufklärung und Verbreitung von AEDs getan. Die installierten AEDs werden zudem auf der Website auf einer Karte angezeigt. | Die Daten werden nicht öffentlich bereitgestellt. |
Definetz / Defikataster | Definetz e.V. betreibt laut eigenen Angaben das größte Register für Defibrillatoren in Deutschland. In ihrer Datenbank befinden sich Stand 2020 circa 33.000 Defibrillatoren in Deutschland. Zudem bieten sie eine App an, mit der ein AED gefunden werden kann. | Große Datenbank, die deutschlandweit funktionieren will. | Die App ist nicht benutzerfreundlich gestaltet. Im Untersuchungszeitraum konnte sie zwischenzeitlich nicht installiert werden. Die Funktionen sind teilweise nicht zielführend umgesetzt. |
Saving Life | Saving Life wurd vom Arbeiter-Samariter-Bund Schleswig-Holstein gegründet. Ziel ist es, zivile Ersthelfer bei einem Notfall zu mobilisieren. Dafür wurde eine App entwickelt. Über die App können außerdem AEDs registriert werden. | Die App funktioniert benutzerfreundlich und kann ohne Registrierung benutzt werden. | Die App ist vor allem für Schleswig-Holstein gedacht. Dort sind die meisten AEDs registriert. |
Region der Lebensretter | Der Verein Region der Lebensretter e.V. verfolgt ein ähnliches Ziel wie Saving Life, hat aber den Anspruch deutschlandweit zu funktionieren. Region der Lebensretter arbeitet mit Landkreisen zusammen. So können registrierte Ersthelfer alarmiert werden. Über die Website können AEDs registriert werden. | Haben ein deutschlandweites Konzept, das auf die Zusammenarbeit mit Landkreisen setzt. | Die App kann nur von registrierten Ersthelfern verwendet werden. Diese können bei Notrufen von der Leitstelle mobilisiert werden. Ein “normaler Laie” kann die App nicht verwenden. |
Umfrage zur Bewertung der Projekte
Im Zuge meiner Arbeit habe ich eine Umfrage durchgeführt, um die Bekanntheit der oben genannten Apps und Projekte zu überprüfen. Insgesamt haben 528 Personen die Umfrage ausgefüllt. Die Altersspanne reicht von 17 bis 76 Jahren, wobei der Median bei 25 Jahren und der Durchschnitt bei 28,23 Jahren liegen. Die teilnehmenden Personen konnten unter anderem angeben, welche Apps sie kennen und welche sie einsetzen.
Zwei Zahlen sind aus diesen Diagrammen wichtig: 86,36 % der befragten Personen kennen keine der Apps und 95,45 % benutzen keine der Apps. Diese Zahlen deuten darauf hin, dass die bisherigen Konzepte nicht aufgehen und die Apps in der breiten Bevölkerung nicht ankommen.
Konzept eine Datenbank und App
Wie anfangs bereits erklärt, war es das Ziel meiner Arbeit, ein Konzept für eine Datenbank und eine App zu entwickeln. In der Datenbank sollen AEDs registriert werden können. In der App sollen die registrierten AEDs angezeigt werden. Außerdem sollen die User bei der Suche nach einem AED von der App unterstützt werden. So sollen sie bei einem Notfall schnell einen passenden AED finden können. Um besser über das System sprechen zu können, habe ich es DefiSuche genannt.
In meiner Masterarbeit habe ich mich grob an die typische Produktentwicklung gehalten. In diesem Artikel werde ich einige Punkte zusammenfassen oder überspringen. Deswegen steige ich direkt mit den Anforderungen ein:
AED registrieren
Zum Start des Registrierungsprozesses müssen Benutzer:innen ihre E-Mail-Adresse angeben. Sollten sie bereits ein Konto in DefiSuche angelegt haben, wird dieser Schritt übersprungen. Ansonsten ist diese Information notwendig, um bei möglichen Rückfragen einen Kontakt zu haben.
Die Koordinaten werden aus Gründen der Nutzungsfreundlichkeit nicht direkt eingegeben. Stattdessen wählt Nutzer:innen den Standort des AEDs auf der Karte aus.
Im nächsten Schritt geben sie die Adresse des Gebäudes ein, in dem sich der AED befindet. Danach kann er für jeden Tag einzeln die Öffnungszeiten eintragen. Wenn DefiSuche nach einem passenden AED sucht, können so die Öffnungszeiten der Gebäude in die Suche eingeschlossen werden. Ein AED, der zu dieser Uhrzeit nicht verfügbar ist, kann dann ausgeschlossen werden.
In den letzten beiden Schritten können Nutzende noch Fotos des AEDs hochladen und Informationen zum Hersteller und Modell angeben. Mit den Fotos soll der AED leichter gefunden werden können. Im besten Fall machen sie ein Foto direkt von dem AED, ein Foto aus einigen Metern Abstand und ein Foto von dem Gebäude. Die Modellinformationen sind vor allem für die Hersteller interessant. Wenn diese Informationen bei genügend AEDs eingepflegt sind, bekommen die Hersteller eine Übersicht über ihre installierten Geräte.
AED finden
Die registrierten AEDs werden in DefiSuche auf einer Karte dargestellt. Wenn Benutzer:innen DefiSuche auf ihrem Smartphone öffnen, sehen sie sofort die Karte. Außerdem sucht DefiSuche automatisch nach dem nächsten AED und zeigt diesen und die Route an. Bei der Suche nach dem nächsten AED werden die Distanz und die Öffnungszeiten berücksichtigt.
Die Frage nach dem Suchradius ist sehr wichtig. Der Einsatz eines AEDs wird innerhalb von drei Minuten empfohlen. Selbst im idealen Fall haben Nutzende dann nur 1,5 Minuten Zeit, um zum AED zu gelangen und anschließend noch einmal 1,5 Minuten Zeit, um zurück zum Notfall zu gelangen. In der Realität braucht ein Mensch aber erst Zeit, den Notfall zu bemerken und sich dann auf die Suche nach einem AED zu machen. Je nachdem wie schnell die Person ist, schafft sie vielleicht 150 bis 300 Meter in 1,5 Minuten. Der Suchradius sollte die 200 Meter also nicht übersteigen. 100 bis 150 Meter wären optimal.
AED anfordern
Eine Möglichkeit, den Suchradius zu vergrößern, ist, wenn Nutzende am Notfall nicht selbst den AED holen müssen. Stattdessen lassen sie sich den AED von einer anderen Person bringen. Der Suchradius kann dadurch verdoppelt werden. Die Idee ist dabei folgende: Die Person ist bei einem Notfall. Sie ist selbst nicht in der Lage, nach einem AED zu suchen. Vielleicht ist sie alleine mit der zu behandelnden Person oder es befindet sich kein AED in Reichweite. Die Person kann in DefiSuche nun einen Notfall starten.
DefiSuche sucht nun nach anderen Nutzer:innen (ab jetzt Helfer:innen genannt) und dazu passenden AEDs. Die Helfer:innen bekommen über DefiSuche eine Benachrichtigung auf ihr Smartphone. Sie können den Notfall nun annehmen oder ablehnen. Wenn ein:e Helfer:in den Notfall annimmt, wird ihm/ihr die Route zu dem AED und zum Notfall angezeigt.
Es ist wichtig, dass alle Parteien jederzeit informiert werden. Die Person, die den Notfall gestartet hat, muss erfahren, wenn ein:e Helfer:in gefunden wurde oder wenn keine verfügbar sind. Wenn es Alternativen gibt (beispielsweise ein naher AED, den die Person selbst holen kann), müssen diese angezeigt werden. Die Person kann dann immer noch selbst entscheiden, wie sie verfahren will.
Datenqualität der AEDs sicherstellen
Das Thema Datenqualität ist in diesem Kontext sehr wichtig. Dazu folgende Überlegung: Ein AED wird in DefiSuche neu registriert. Selbst zu diesem Zeitpunkt kann man sich nicht sicher sein, ob die angegebenen Daten wirklich korrekt sind. Jetzt vergehen drei Monate. In diesen drei Monaten könnten sich die Daten zu dem AED ändern. Beispielsweise, weil er benutzt wurde, würde er eine Fehlfunktion oder durch Vandalismus beschädigt werden. Nun wird der AED von DefiSuche bei einem Notfall vorgeschlagen. Die suchende Person geht zu dem AED und sieht, dass er nicht mehr funktionstüchtig ist. Das ist schlecht, denn wie bereits erklärt ist die Zeit der kritische Faktor bei außerklinischen Herz-Kreislauf-Stillständen.
Die Lösung für dieses Problem wäre ein Tracking der Informationen eines AEDs. Leider gibt es dafür (noch) keine technische Schnittstelle. Stattdessen müsste ein Mensch die Daten manuell überprüfen und aktualisieren. DefiSuche soll an dieser Stelle unterstützen. Die Datenqualität soll deswegen durch drei Maßnahmen sichergestellt werden.
Die Kontrollen
Benutzer:innen von DefiSuche sollen AEDs kontrollieren und Feedback hinterlassen können. So sollen Änderungen der Daten erkannt und getrackt werden.
Um einen AED kontrollieren zu können, müssen sich Benutzer:innen von DefiSuche in dessen Nähe befinden. Bei der Kontrolle kann er zum einen die Informationen, wie Adresse, Öffnungszeiten oder Beschreibung, ändern. Außerdem gibt er durch zwei Fragen Feedback:
- Befindet sich der AED am angegebenen Ort?
- Ist der AED funktionsfähig?
Wichtig ist, dass die Kontrolle schnell abläuft. Nutzer:innen sollen das quasi im Vorbeigehen machen können.
Die Verantwortlichen
Um das System der Kontrolle zu verbessern, können sich Benutzer:innen von DefiSuche als Verantwortliche für AEDs eintragen. Hierbei wird in zwei Rollen unterschieden:
- Besitzer:in: Das sind die tatsächlichen Besitzer:innen des AEDs. Sie wollen in erster Linie benachrichtigt werden, falls etwas mit ihrem AED passiert (er wird eingesetzt, kontrolliert, …).
- Pat:innen: Das sind Benutzer:innen, die sich einfach um einen AED kümmern wollen. Das können zum Beispiel Angestellte in einer Firma sein, die sich um den AED in ihrem Büro kümmern wollen.
Die Idee ist, dass sich die Verantwortlichen in erster Linie um ihre AEDs kümmern, sprich diese regelmäßig (zum Beispiel einmal pro Woche) kontrollieren. Als Unterstützung bekommen sie Erinnerungen von DefiSuche auf ihr Smartphone. Sollte etwas mit ihren AEDs passieren (sie werden eingesetzt oder ihre Daten werden geändert), so werden die Verantwortlichen ebenfalls benachrichtigt.
Das Scoring-System
Die Kontrollen und Verantwortlichen werden durch ein Scoring-System ergänzt. Jeder AED bekommt eine Bewertung, den Score. Von dem Score leiten sich drei Status ab: Außer Betrieb, Nicht gesichert und Verifiziert. Diese werden den Benutzer:innen in DefiSuche angezeigt.
Der Score kann durch verschiedene Aktionen verändert werden. Durch positive Kontrollen kann er verbessert werden. Sprich, der AED wird kontrolliert und es wird angegeben, dass der AED am angegebenen Ort und einsatzfähig ist. Der Score steigt aber auch, wenn sich eine Person als Verantwortlicher einträgt oder die Informationen des AEDs bei einer Kontrolle aktualisiert werden.
Der Score kann aber auch sinken. In erster Linie über die Zeit. Angenommen, ein AED hat den Status Verifiziert (wurde in der Vergangenheit also schon einmal positiv kontrolliert). Jetzt vergehen aber einige Wochen ohne Kontrolle. Es ist ungewiss, ob in dieser Zeit irgendetwas passiert ist, was die Einsatzfähigkeit des AEDs einschränkt. Deswegen sinkt sein Status auf Nicht gesichert ab. Sollte ein AED benutzt oder negativ kontrolliert werden, ändert sich sein Status sofort auf Außer Betrieb. In beiden Fällen ist der AED nicht mehr einsatzfähig. Erst durch eine positive Kontrolle steigt der Status wieder.
Anbindung an Leitstellen
Leitstellen nehmen in Deutschland den Notruf entgegen und organisieren den Rettungsdienst. In der Regel werden sie von Hilfsorganisationen wie dem Deutschen Roten Kreuz, den Maltesern oder den Johannitern betrieben. DefiSuche soll an Leitstellen angebunden werden können, damit diese bei einem Notruf die anrufende Person zu einem AED navigieren können.
Der zweite Use-Case ist das Mobilisieren von Ersthelfer:innen. Das sind zivile Personen, die bei einem Notruf von einer Leitstelle alarmiert werden. Sie sollen vor dem Rettungsdienst bei dem Notfallort sein und so die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes überbrücken. Die Ersthelfer:innen sollen sich in DefiSuche registrieren können. DefiSuche fungiert also als Schnittstelle zwischen Leitstellen und Ersthelfenden.
Die Einsatzleit- und Kommunikationssysteme der Leitstellen sind nicht einheitlich. Bedeutet, dass teilweise benachbarte Leitstellen unterschiedliche Systeme verwenden, die nicht kompatibel sind. Die Anbindung von DefiSuche an diese Systeme kann also auf zwei Wegen passieren:
- DefiSuche stellt eine Schnittstelle bereit, die von jedem System implementiert werden muss.
- DefiSiche stellt für jedes System eine eigene Schnittstelle bereit.
Schnittstellen zu den Usern
Wie bereits angesprochen, schaffen es bisherige Lösungen nicht, in der breiten Masse anzukommen. Das ist aber essenziell, damit ein System wie DefiSuche funktioniert. Es braucht Personen, die AEDs registrieren und kontrollieren, damit die Daten für den Einsatz korrekt sind. Und am Ende braucht es auch Personen, die bei einem Notfall einen AED (mit Hilfe von DefiSuche) holen und einsetzen.
Zwei Schnittstellen zu den Usern sind Hersteller und Hilfsorganisationen:
Hersteller
Wenn eine Person einen AED kauft, ist gesetzlich eine Funktionsprüfung und Ersteinweisung vorgeschrieben. Diese werden in der Regel vom Hersteller übernommen. Das bedeutet, der Hersteller hat dort Kontakt mit dem Besitzer des AEDs. Dieser Kontakt kann genutzt werden, um auf DefiSuche aufmerksam zu machen. Der Besitzer des neuen AEDs kann dazu ermutigt werden, sein Gerät zu registrieren. Die Hersteller würden ebenfalls davon profitieren. DefiSuche könnte als Plattform dienen, über die sie ihre AEDs einsehen können. Damit würden die Hersteller Informationen über den Ort und Zustand ihrer Geräte erhalten.
Hilfsorganisationen
Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz, die Johanniter oder Malteser investieren viel in die Aufklärung im Bereich Erste Hilfe und Reanimation, vor allem in Form von Ersten-Hilfe-Kursen. Die Personen, die beispielsweise einen Erste-Hilfe-Kurs besuchen, sind genau die Zielgruppe, die DefiSuche ansprechen will: Zivile Personen, die bei einem Notfall helfen können und wollen. Im Erste-Hilfe-Kurs könnte ebenfalls auf DefiSuche aufmerksam gemacht werden. Die grundlegende Funktionsweise zum Finden eines AEDs und die Idee hinter den Kontrollen könnten erklärt werden. DefiSuche soll auch an Leitstellen angebunden werden. Leitstellen werden meist von genau diesen Hilfsorganisationen betrieben. Dadurch ergeben sich ohnehin Kooperationen, die auch für die Verbreitung genutzt werden sollten.
Finanzierung
Ein Softwaresystem wie DefiSuche kostet Geld in der Entwicklung. Es gibt Stiftungen wie die Björn-Steiger-Stiftung und die Deutsche Herzstiftung, die eventuell Interesse an DefiSuche hätten. Wie weiter oben beschrieben, betreiben die beiden Stiftungen ein Projekt namens Herzsicher. Über dieses Projekt installieren sie neue AEDs in Partnerlandkreisen. Eine App, über die die AEDs gefunden werden können, gibt es aber noch nicht. DefiSuche könnte also darauf aufsetzen.
An Orten wie Bahnhöfen, Sportstadien oder Festivals haben Menschen ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis. Sie wollen sich möglichst sicher fühlen, beispielsweise indem bei einem Notfall schnell Hilfe kommt. Betreiber von diesen Orten könnten ebenfalls ein Finanzierungspartner sein. Zusammen werden mögliche Standorte für AEDs ermittelt, sodass das Gebiet gut abgedeckt ist. Dafür darf der Ort für Werbung für DefiSuche genutzt werden. So werden die Besucher einerseits auf DefiSuche aber auch die Themen Reanimation und Erste Hilfe aufmerksam gemacht, bekommen aber auch mit, dass die Betreiber sich um die Sicherheit ihrer Besucher bemühen. Eine Win-Win-Win-Situation.
Ausblick
DefiSuche ist erstmal ein Konzept. Einige Punkte, die ich in dem Ishikawa-Diagramm am Anfang gezeigt habe, kann DefiSuche lösen. Andere Punkte jedoch nicht. Der nächste Schritt wäre die Entwicklung eines MVP. Dieser beweist die technische Umsetzbarkeit des Konzepts. Außerdem kann man mit ihm auf die Suche nach Finanzierungspartnern gehen. Mit einem weiterentwickelten Produkt kann dann auf Hersteller und Hilfsorganisationen zugegangen werden, um die oben erwähnten Schnittstellen zu nutzen. Ziel wäre es so, Stück für Stück die Userzahlen zu erhöhen. Damit DefiSuche in ganz Deutschland funktionieren kann, braucht es überall registrierte AEDs, aber auch User, die diese Instand halten.
In einer fernen Zukunft, in der DefiSuche im großen Stil genutzt wird und viele Partner hat, kann vielleicht auch ein politischer und damit ein struktureller Wandel herbeigeführt werden.