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Zwei Frauen kleben Post-Its an ein Glasfenster

Januar 2023: What’s happening?

Erklärungsansätze für neue strukturelle Herausforderungen in der IT-Welt …

Die winterliche, trübe Stimmung spiegelt sich derzeit an zahlreichen Orten wider: der russische Angriffskrieg auf die Ukraine geht mit unverminderter Brutalität weiter, die Verbraucherstimmung ist angesichts der Inflation und der Energiekrise ziemlich düster und die deutsche Wirtschaft steht am Rand einer Rezession. Nun lässt sich berechtigterweise einwenden, dass dies alles so zu erwarten war und es auch Hoffnungsstreifen am Horizont gibt. Aber eine Situation, die sehr schwierig, aber weniger schwierig als erwartet ist, ist für viele von uns trotzdem nur ein geringer Trost.

So machen auch die Massenentlassungen in der IT-Branche viele von uns nachdenklich. Spätestens mit der Ankündigung eines großen Stellenabbaus bei SAP ist das Phänomen auch in Deutschland angekommen. Eine einfache Erklärung kann derzeit niemand für die zahlreichen Entlassungswellen der Tech-Riesen bieten, weder Wirtschaftspresse noch Tech-Publikationen oder öffentlicher (amerikanischer) Rundfunk. In fast allen Erklärungsversuchen findet sich eine Referenz auf Prof. Jeffrey Pfeffer von der Stanford Graduate School of Business, der hier unter anderem einen reflexartigen Nachahmungseffekt innerhalb der IT-Branche am Werk sieht. Dass bei den Entlassungen eine Menge Porzellan zerschlagen wird, zeigt auch der wütende Unterton, mit dem die Entlassungen im Open-Source-Bereich bei Google diskutiert werden. Den Vertrauensverlust sowohl bei Entlassenen als auch bei Zurückbleibenden fasst Prof. Pfeffer pointiert so zusammen: „My advice to a worker who has been laid off is when they find a job in a company where they say people are their most important asset, they actually check to be sure that the company behaves consistently with that espoused value when times are tough.“

Vor diesem Hintergrund werden in zahlreichen IT-Unternehmen unruhigere und weniger harmonische Zeiten anbrechen. IT-ler:innen werden verstärkt darauf achten, dass ihr IT-Wissen unabhängig vom aktuellen Arbeitgeber einsetzbar ist (und damit haben Open Source bzw. weitverbreitete Technologien und Tools nun doch eine höhere Priorität bei vielen).

In meiner vorigen Kolumne zu IT und Ethik hatte ich leider völlig übersehen, dass Joseph Weizenbaum Anfang 2023 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Aus diesem Grund sind in diesem Monat weitere spannende Porträts über Weizenbaums erschienen, allen voran eine Festrede der Informatikpionierin und Wegbegleiterin Weizenbaums Prof. Christiane Floyd. Floyd, die selbst über viele Jahre Mensch und Ethik in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen zu Software Engineering stellt und die eine lange Freundschaft mit dem Kybernetiker Heinz von Foerster verbindet, war im vergangenen Jahr im Gespräch mit Eberhard Wolff zu „menschenzentrierter Software-Entwicklung“. Sehr empfehlenswert. 

„Cada libro, cada volumen que ves aquí, tiene un alma. El alma de la persona que lo escribió y de aquellos que lo leyeron, vivieron y soñaron con él.“ (Jedes Buch, jeder Band, den du hier siehst, hat eine Seele. Die Seele der Person, die es schrieb und derjenigen Personen, die es lasen und mit ihm lebten und träumten.) — La Sombra del Viento, Carlos Ruiz Zafón.

Stay healthy, stay hungry, stay foolish.

Herzlichst,
Christian Meder

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Christian Meder

Chief Technology Officer