Angesichts der zahlreichen grauenhaften Bilder und Nachrichten im letzten Monat lenke ich meinen Blick gerne auf Dinge, an denen ich und wir als IT-ler:innen in Deutschland unmittelbar arbeiten können. Daher fand ich die Aussagen der vergangenen Woche im Rahmen der Industriekonferenz in Berlin spannend: „Das Land müsse stark bleiben angesichts der derzeitigen Krisen und mit Blick auf die ‚drei D‘ – Dekarbonisierung, Digitalisierung und demografischer Wandel.“
Parallel dazu berichtet das Handelsblatt über den grünen Umbau des mittelständischen Ventilatoren-Spezialisten EBM-Papst mit der praxisnahen Unterstützung von Bosch: „‚Es reicht nicht, drei Elektro-Dienstwagen vor die Tür zu stellen‘, sagt Bosch-Managerin Reehten und nennt die drei größten Hebel auf dem Weg zur Klimaneutralität: ‚Energieeffizienz, Grünstrom und eigene Energieerzeugung‘.“
Schaue ich dann in die Studie des IW Köln von 2021 (damit vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine) zu den vier prägenden Disruptionen für die deutsche Wirtschaft (Digitalisierung, Dekarbonisierung, Demografie und De-Globalisierung), so lese ich dort: „Ressourceneffizienz gehört in jedes ehrgeizige Klimaschutzpaket. Für den Übergang zu einer treibhausgasarmen Wirtschaft ist ein ressourceneffizientes Kreislaufsystem ein Schlüsselelement. Digitalisierung kann dabei eine wichtige Rolle spielen, da sie Produktionsprozesse grundlegend verändert. … Die Dekarbonisierung der Wirtschaft erfordert eine stärkere digitale Vernetzung der Sektoren.“
Damit sind schon zahlreiche Schlüsselworte und Use Cases wie Energieeffizienz, Ressourceneffizienz, grüner Umbau, Dekarbonisierung und Kreislaufwirtschaft gefallen, die in der IT dann gerne unter Green Software, Green IT und Sustainable Computing zusammengefasst werden. Die wachsende Relevanz dieses übergreifenden Segments innerhalb der IT kann auch an zahlreichen globalen Konferenzen zum Thema abgelesen werden. So fand im vergangenen Monat die Cloud Native Sustainability Week der CNCF (Cloud Native Computing Foundation) statt, und bei den Ingenieur:innen der IEEE gibt es bspw. die SustainCom, die GreenCom und die international green and sustainable computing conference in diesem Jahr. Auch in Deutschland gab es die Clean IT Conference des Hasso-Plattner-Instituts oder auch Green IT Tracks wie auf den IT-Tagen im Dezember. Die Meetup-Szene im Umfeld der Green Software Foundation wächst ebenfalls kontinuierlich in vielen Regionen. Nicht zu vergessen natürlich auch die Konferenzen mit einem stärkeren politischen, wirtschaftlichen oder ökologischen Fokus wie beispielsweise der Kongress BW in Baden-Württemberg oder der Sustainable Economy Summit.
All das wachsende Interesse sollte uns allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass Sustainable Computing generell noch am Anfang steht. Wer nun ins Thema hineinschmökern möchte, dem sei zur Übersicht das Whitepaper Sustainable Computing meiner inovex-Kolleg:innen und als konkretes Beispiel unsere Case Study zur Prognostizierung von Stromverbräuchen (siehe auch Meldung 1) empfohlen. Sehr viel weiteres Material findet sich dann anschließend bei der awesome-Liste der Green Software Foundation, der open sustainability technology-Liste und dort der Verweis auf weitere kuratierte Listen wie etwa der Linux Foundation Energy Landscape. Viel Spaß beim Inspirierenlassen!
„Even the smallest person can change the course of the future.“
— The Lord of the Rings, J.R.R. Tolkien.
Stay healthy, stay hungry, stay foolish.
Herzlichst,
Christian Meder