dm-drogerie markt Entwicklung eines vollautomatisierten Data Centers für den Online-Shop
Die Marke dm zählt zu den bekanntesten und beliebtesten Marken in Deutschland. Das Karlsruher Handelsunternehmen mit Drogerie-Schwerpunkt beschäftigt europaweit über 55.000 Mitarbeiter:innen in mehr als 3.200 Märkten, wobei allein in Deutschland im Geschäftsjahr 2014/2015 insgesamt 144 neue Märkte hinzugekommen sind. In Deutschland erzielte dm im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von über 7 Milliarden Euro.
Im Frühsommer 2015 ist ein weiterer, besonderer Markt hinzugekommen, denn dm-drogerie markt startete auf der Website www.dm.de einen eigenen Online-Shop. Fast das gesamte Sortiment, das die dm-Kund:innen aus den Märkten kennen, ist nun auch online bestellbar. Neben der reinen Bestellfunktion legt dm Wert auf Beratungsfunktionen und redaktionelle Angebote rund um die Artikelvielfalt. „Gerade Menschen, die keinen dm-Markt in ihrer Nähe haben oder während der Öffnungszeiten keine Zeit finden, zu uns zu kommen, wollen wir hierdurch die Möglichkeit geben, zeit- und ortsunabhängig bei uns einzukaufen. Unsere Kund:innen sollen die Serviceleistungen und die Beratungskompetenz genauso im Internet erleben können, wie sie sie bereits aus unseren Märkten kennen. Und dies natürlich zu unserem gewohnt günstigen Dauerpreis“, erklärt Erich Harsch, Vorsitzender der dm-Geschäftsführung.
Wenn eine große Marke wie dm strategisch ins Onlinegeschäft einsteigt, weckt das hohe Erwartungen. Deshalb hat das IT-Tochterunternehmen FILIADATA, das seit 1988 für alle IT-Systeme von dm verantwortlich ist, bereits 2013 ein Projekt angestoßen, das die Voraussetzung für den zuverlässigen und ausfallsicheren IT-Betrieb von dm.de schaffen sollte: den Aufbau einer großen vollautomatisierten Linux-Infrastruktur im Rechenzentrum, auf der anspruchsvolle Web-Dienste wie der Onlineshop betrieben werden. Um einen ersten Eindruck davon zu vermitteln, was mit dem Prädikat „groß“ gemeint ist: Die Rede ist von über 800 virtuellen Servern, also einer nicht ganz trivialen Infrastruktur. Bis zu diesem Zeitpunkt basierte die strategische Plattform auf Microsoft Windows, das bei der Entwicklung der Online-Plattform mehrere Hindernisse in den Weg legte. Es gab auf der Windows-Plattform einige Performance-Probleme, die in diesem Zuge gleich mitangegangen werden sollten.
Das neu gegründete Linux-Team, das zunächst nur aus zwei Personen bestand, hat vor diesem Hintergrund die Vision formuliert, eine erweiterbare, skalierbare, hochverfügbare neue Infrastruktur auf Open-Source-Basis mit einem maximalen Automatisierungsgrad für Betriebs-Tasks, Konfigurationen und Installationen bereitzustellen. Alles sollte auf Knopfdruck funktionieren, um flexibel auf Lastveränderungen reagieren zu können, so der Wunsch des Teams. Web-Dienste müssen extrem schnell bereitgestellt werden können, um die Administrator:innen gleichzeitig von Routineaufgaben zu entlasten. Dabei war den beiden Projektleitenden besonders wichtig, dass die Architektur der Linux-Infrastruktur sowohl „State of the Art“ als auch sehr stabil, transparent und nachvollziehbar ist, damit sie langfristig als zukunftssichere Basis für das digitale Geschäft von dm dienen kann – ganz im Sinne des hohen Qualitätsanspruchs, an dem sich dm und FILIADATA konsequent orientieren.
Da Linux noch nicht als strategische Plattform gesetzt war und daher nicht ausreichend eigenes Linux-Personal im Haus war, sollte von Anfang an ein erfahrener Partner in das Projekt geholt werden, der das nötige Know-how in vergleichbaren Projekten gesammelt hat und daher die typischen Stolpersteine bereits kennt. Gesucht wurde ein technologischer Dienstleister, der bei der Architektur sowie dem Aufbau der Plattform unterstützen kann und gleichzeitig die Teams bei FILIADATA befähigt, die hochautomatisierte Web-Infrastruktur anschließend selbst betreiben und weiterentwickeln zu können.
Bei einem ersten Sondierungsgespräch zwischen FILIADATA und inovex konnten die Initiatoren überzeugt werden, mit einem Architektur-Workshop im Folgemonat konkret in die gemeinsame Projektentwicklung einzusteigen. Nach 3 Tagen des intensiven Brainstormings und der Konzeption einigte man sich auf die grundlegende Infrastruktur – der „Bauplan“ war gezeichnet.
Seitens dm und inovex wurden jeweils zwei IT-Engineering-Expert:innen in die „Phase 0“ geschickt, die das Requirements-Engineering und den Bau eines Prototyps zur Demonstration des Vorhabens umfasste. Nach weniger als zwei Monaten wurden diese Meilensteine erreicht, und die Phase 1 konnte in Angriff genommen werden – dann nicht mehr in der kleinen, konzentrierten Besetzung, sondern mit deutlich mehr Mitarbeiter:innen von beiden Projektparteien. In den folgenden Hochphasen der Umsetzung waren bis zu sechs inovex-Expert:innen bei dm im Einsatz, wobei auch bei FILIADATA sukzessive die Anzahl der Mitarbeiter:innen auf bis zu sechs Team-Mitglieder erhöht wurde. In dieser Konstellation wurden die Basis-Infrastruktur und die Basis-Dienste realisiert und in die bestehende Netzinfrastruktur eingebunden (DNS/DHCP/VLANs). Dazu gehörten der Hardware-Aufbau und das Hardware-Testing genauso wie das Bare-Metal-Deployment und die Integration des vorhandenen VMware-Clusters. Die Wahl der Linux-Distribution fiel auf RedHat, das Server Lifecycle-Management wurde mit Foreman realisiert, das Configuration Management auf Basis von Puppet umgesetzt und der Aufbau einer Continuous Delivery Pipeline mittels Jenkins und Rex implementiert.
Dabei wurden alle Projektaktivitäten während der gesamten Laufzeit agil organisiert und koordiniert, was – neben der Qualifikation und Erfahrung der Projektbeteiligten – für den reibungslosen Ablauf und die hohe Qualität der Projektergebnisse gesorgt hat.
Nachdem auch die Phase 1 sehr erfolgreich abgeschlossen werden konnte, standen während der Phase 2 die Unterstützung bei der dm.de-Homepage (Performance-/Deployment-Optimierung), der Aufbau einer ELK- & Lasttest-Umgebung und die Etablierung erster Kern-Dienste des Onlineshops (Preisbestimmung, Content Management, Service-Funktionen) auf dem Programm.
In Phase 3 wurden dann die letzten Bausteine in die Gesamtarchitektur eingefügt (Beispiel: Patch Management) und die ersten internen Live-Gänge auf die Strecke gebracht, damit zum Launch alle Komponenten der neuen IT-Infrastruktur produktiv geschaltet werden konnten.
Seitens dm war bereits zu einem frühen Projektzeitpunkt klar, dass das spätere Tagesgeschäft nur mit einem konsequenten DevOps-Ansatz zu bewerkstelligen sein wird. Die Kurzform „DevOps“ bringt eine Philosophie auf den Punkt, die bei inovex seit vielen Jahren konsequent verfolgt wird. Nur wenn im Software Development (Dev) systematisch auf einen stabilen und kosteneffizienten Betrieb im Data Center (Ops) hingearbeitet wird und Ops-Expert:innen von Anfang an ins Dev-Team integriert sind, kann eine komplexe IT-Lösung ihren eigentlichen Zweck erfüllen – im Produktivbetrieb digitale Use Cases unterstützen. Vor diesem Hintergrund hat inovex außerdem die erforderlichen DevOps-Strukturen für die Plattform federführend konzipiert und implementiert.
Das dm-Projekt war von Beginn an eines der schönsten Projekte, das wir bisher durchführen durften. Die Gründe hierfür liegen ganz klar darin, dass wir zum einen von Anfang an mit der Planung der Architektur über den Aufbau der kompletten Infrastruktur bis hin zum Betrieb unseren kompletten Leistungskatalog einbringen durften und zum anderen ein Umfeld vorfanden, das mit einem sehr großen Engagement einfach wahnsinnig viel Lust auf ein solches Vorhaben hatte – und bis heute hat.
Matthias Albert
Head of IT Engineering & Operations, inovexDie Zusammenarbeit zwischen den Expert:innen bei Filiadata und bei inovex hat über den gesamten Projektzeitraum als echtes Teamwork funktioniert – vertrauensvoll, partnerschaftlich und lösungsorientiert. Trotz einer sehr hohen Umsetzungsgeschwindigkeit und dynamischer Skalierung der Teamgrößen befanden sich sowohl die Qualität der Projektergebnisse als auch die Qualität der Zusammenarbeit auf einem konstant hohen Niveau. So sieht auch das Filiadata-Linux-Team im Wesentlichen drei Faktoren, die das ambitionierte Infrastruktur-Vorhaben zum Erfolg geführt haben:
- Intensive Zusammenarbeit und Abstimmung
- Transparenz
- Gemeinsame Produktverantwortung
Ganz nach dem Motto von inovex: Wir nutzen Technologien, um unsere Kunden glücklich zu machen. Und uns selbst.
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