Marc Cain GmbH Entwicklung eines nachhaltigen Produktionsplanungs- und -steuerungssystems für die Fashion-Produktion
Technologien
Kundennutzen
- Effizienzsteigerung der Produktionsplanungs- und -steuerungsprozesse
- volle Transparenz über Warenfluss und Arbeitsprozesse
- bessere Feature-Integration ins System
- Nahtlose Integration mit Legacy-Systemen
- Vereinfachung von Wirtschaftsprüfungen
Der Hersteller und Shop für Designermode Marc Cain hat gemeinsam mit inovex den Neuaufbau eines Produktionsplanungs- und -steuerungssystems begonnen, welches das gekaufte Legacy-System ablösen soll. Die Unternehmen haben durch einen inkrementellen Vorgang mit dem Rohwarenlager begonnen. So ist eine Lösung entstanden, die auf Microservices, Event Sourcing und Event-driven Architecture setzt und gleichzeitig mit dem Legacy-System der anderen Produktionsbereiche des Familienunternehmens kompatibel ist.
Das Modeunternehmen Marc Cain produziert und verkauft seit 1973 Designermode in Deutschland und der Welt. Um die hohe Qualität zu gewährleisten, fertigt Marc Cain bevorzugt in Deutschland. Um die Produktion technologisch abzubilden, kam bisher eine Standardlösung zum Einsatz, die den Einkauf, das Rohwarenlager und die Fertigung umfasst. Mit dem Wachstum des Unternehmens kamen jedoch Prozesse hinzu, für die das bisherige System nicht ausgelegt ist. Dadurch wurden provisorische Ergänzungen nötig, die das System weiter verkompliziert haben. Zusammen mit inovex wurde mit der Verschlankung dieses historisch gewachsenen Apparats begonnen, um ihn über weitere Iterationen hinweg zukunftssicher aufzubauen.
Die neue Lösung sollte so schnell wie möglich einsatzbereit sein, daher hat sich Marc Cain dazu entschieden, die einzelnen Teilbereiche nacheinander zu aktualisieren. Der Modehersteller und inovex haben ein neues System entwickelt, das durch Schnittstellen mit dem Legacy-System verbunden ist, allerdings auch einen kompletten Rollback zulassen würde. Um das Projekt effizient und gut begleiten zu können, hat inovex Marc Cain mit einem Team aus Entwickler:innen sowie einem UI-Experten begleitet. Zu Beginn hat ein Scrum Master von inovex den Projektanlauf vereinfacht und methodisch unterstützt. Durch die gemeinsame Arbeit und den damit verbundenen Wissenstransfer während des Projekts ist es den Mitarbeiter:innen von Marc Cain möglich, das Projekt in Zukunft weiterzuführen.
Um die Anforderungen zu verstehen und das neue System an die Prozesse von Marc Cain anzupassen, hat inovex zum Projektstart in mehreren Workshops die Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen und die systemrelevanten Prozesse im Unternehmen herausgearbeitet.
Greenfield-Projekt mit Legacy-Anteilen
Eine besondere Herausforderung des Projekts war die Integration der neuen Infrastruktur in das vorhandene Legacy-System von Marc Cain. Während die Mitarbeiter:innen des Rohwarenlagers im neuen System arbeiten, das wie ein Greenfield-Projekt komplett neu gedacht wurde, nutzen ihre Kolleg:innen aus dem Einkauf vorläufig weiterhin das alte System. Dennoch war es wichtig, dass die Abteilungen durch ihre Systeme weiterhin miteinander kommunizieren und Daten austauschen können. Eine konstante Delivery Rate musste unbedingt gewährleistet sein.
Aus diesem Grund hat das Entwicklungsteam vom Marc Cain und inovex eine Lösung entworfen, die beide Systeme nahtlos ineinander integriert. Dafür wurden nicht nur neue Schnittstellen beim alten Systemanbieter angefordert, sondern auch neue Schnittstellen von inovex gebaut, um die Systeme miteinander zu verknüpfen und die neuen Technologien mit den Legacy-Komponenten zu verbinden.
Asynchroner Datenaustausch
Durch die Verbindung der zwei Systeme änderte sich auch die gesamte Datentransaktion. Die Daten aus dem alten Einkaufssystem werden in das neu entwickelte System zur Lagerlogistik übertragen und finden danach wieder zurück ins Legacy-System, um in der Produktion genutzt zu werden. Datenveränderungen, wie zum Beispiel Änderungen im Lagerbestand, müssen also in der gesamten Produktionskette von Marc Cain nachvollziehbar und abrufbar sein.
Um Datenverluste zu vermeiden, setzen Marc Cain und inovex auf asynchrones Messaging mittels eines Message Bus. Falls es Komplikationen im Transfer geben sollte oder Daten vom alten System nicht angenommen werden sollten, bietet das asynchrone Messaging eine Fallback-Lösung, um die Informationen erneut zu senden, ohne dass sie verloren gehen.
Volle Transparenz dank Praxiseinsatz von Event Sourcing
Eine weitere Besonderheit des Projekts ist der praktische Einsatz von Event Sourcing in der Datenverwaltung. So bleiben historische Transaktionsdaten weiterhin verfügbar. In der Vergangenheit wurde beispielsweise der Lagerbestand im System bei einer Veränderung einfach überschrieben. Durch Event Sourcing werden sämtliche Transaktionen gespeichert und miteinander verrechnet, um den aktuellen Lagerbestand auszugeben – ähnlich wie bei Banktransaktionen. Das Transaktionslog (Audit Log) der Lagerlogistik wächst damit kontinuierlich und es lässt sich jederzeit nachvollziehen, wohin Waren gelagert wurden oder wie viel Geld an welchen Stellen geflossen ist. Auf diese Weise schafft Marc Cain für seine Mitarbeiter:innen volle Transparenz über den Warenfluss. Gleichzeitig lassen sich in Zukunft neue Features besser ins System integrieren. Sie können schon bei Rollout auf die gesamte Datenhistorie zugreifen und müssen sich nicht erst eine Datenbasis ab Live-Gang aufbauen. Das neue Persistierungskonzept sorgt jedoch auch für Use Cases abseits der Lagerlogistik. So könnten die gesammelten Daten auch Wirtschaftsprüfungen vereinfachen und damit dabei helfen, Prozesse effektiv zu verbessern.
Technologischer Hintergrund
Um alle Anforderungen technologisch zu erfüllen, haben Marc Cain und inovex in diesem Full-Stack-Projekt auf eine Microservice-Architektur gesetzt. Ein Teil des Systems läuft On-Premise im Kubernetes Cluster und lädt die Daten in den zweiten Teil des Systems in der Cloud hoch. Das Backend wurde in C# und .Net Core geschrieben. Für das Frontend wurde Angular genutzt, um sowohl für den Browser als auch für die Hand-Scanner der Lagerist:innen eine intuitive Bedienoberfläche bereitzustellen.
Für die Kommunikationskomponenten des Message Brokers wurden der Azure Service Bus, Kubernetes und Docker verwendet. Die Schnittstellen des neuen Systems wurden mit einer Schnittstellengenerierung über OpenAPI realisiert, die technische Integration mit dem alten System hingegen über einen SOAP-Adapter.
Eigenbestimmte Zukunft
Durch den erfolgreichen Umzug der Lagerlogistik in ein neues System hat inovex Marc Cain geholfen, die Arbeitsprozesse modern und transparent abzubilden und gleichzeitig den weiteren Betrieb des Legacy-Systems in anderen Unternehmensbereichen zu gewährleisten.
Während der Projektzeit fand sowohl auf methodischer als auch technischer Ebene ein Wissenstransfer vom Projekthaus zum Modehersteller statt. So konnten inovex-Mitarbeiter:innen die Backend-Expertise im Team von Marc Cain ausbauen und durch die Begleitung eines Scrum Masters auch das agile Arbeiten verbessern. Dadurch ist Marc Cain nun in der Lage, die kommenden, noch ausstehenden IT-Projekte aus eigenem Antrieb fortzusetzen.